Adresse: Upper Mothithang, Thimphu, Bhutan
Auftraggeber: Royal Government of Bhutan
Mitarbeiter: Urs Bette, Franz Leuthner, Katharina Egger, Christine Potocnik, Florian Schafschetzy, Kristina Zaunschirm, Marlis Schober
Planung: 2005-2008
Bauzeit: 2010-vorauss. Ende 2012



Hotel und Tourismus Management Trainings Institut mit angeschlossenem Trainings Hotel

 

Auf einem nördlich der Hauptstadt Thimphu gelegenen parkähnlichen Grundstück soll im Zuge der Adaptierungsarbeiten eines aus den 1974 Jahren stammenden Bestandsgebäudes zu einer Hotelfachschule südwestlich des Internatsgebäudes eine Trainings-Hotelanlage errichtet werden, welche die Betriebsinfrastruktur der Schule und der ebenfalls neu errichteten Banketthalle mitnutzen wird.

Das Raumprogramm umfasst 17 Standard Doppelzimmer mit je 27 bis 30m˛ sowie 3 „De Luxe“ Suiten mit je 40 bis 45 m2 der nationale „first class“ Kategorie. Ein Empfangsbereich mit angeschlossener Lounge und einem 50-Plätze Restaurant sowie angeschlossenen Küchen und Servicebereichen komplettieren das Raumprogramm. Die erforderlichen Technik- und Personalräume werden im Untergeschoß des Gebäudes untergebracht.

Bauweise, Funktionalität, Gestaltung und technische Ausstattung des Hotels sollen einen innovativen Beitrag zu den Entwicklungsbemühungen im Bereich Tourismus leisten. Das Gebäude wird als Prototyp eines Niedrigenergiehauses geplant und die Komponenten der für den gewünschten Standard erforderlichen Gebäude- und Bautechnik auf die Anforderungen dieser Bauweise adaptiert.

Bei der Projektplanung fließen die Grundelemente der bhutanischen Profanarchitektur ein. Die verwendeten Baumaterialien und die gewählte Konstruktion entsprechen den Kriterien der Umweltverträglichkeit und Regenerierbarkeit.

Die aus diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen bhutanischen und österreichischen Projektpartnern auf zukünftig zu errichtende Gebäude angewendet werden können.

Entwurfsmotivenbericht

Der Ausgangspunkt des Entwurfprozesses war die Studie und Analyse der Architektur der bhutanischen Bauernhäuser, welche relativ kompakte, gedrungene steinerne Kerne aufwiesen, an die je nach Bedarf hölzerne Balkone und Veranden – von uns Rucksäcke benannt – angehängt wurden. Über diesem Raumkonvolut schwebt ein für die Monsunmonate konzipiertes weit auskragendes Dach, unter dem man sich im Sommer während der wiederkehrenden Regenschauer aufhalten kann.

Dieses räumliche Konzept wurde für das Hotel entlehnt. An einen relativ kompakten Kern mit Aufzug und Hauptstiege im Zentrum des blockartigen Baukörpers werden die Zimmer als Rucksäcke herumgruppiert. Die beiden übereinanderliegenden Zimmergeschosse kragen leicht über das Erdgeschoss, in welchem die allgemeinen Hotelbereiche wie Restaurant, Lobby, Rezeption und Lounge untergebracht werden.

Die von Seiten des Bauherren vorgegebene (kompakte) maximale Gesamtfläche von ca 1800m2, die energetische Optimierung durch Mehrgeschossigkeit und gleichzeitig geringer Außenoberfläche führte zur Anordnung der Zimmer um einen zentralen Gangbereich, welcher sich wie ein kompakter Dorfplatz verhält. Durch die Gangarme, die zwischen den Zimmern an die Außenseite greifen, hat der Gast die Möglichkeit, alle vier Himmelsrichtungen zu sehen.

Teile dieser Gänge sind zwei- und dreigeschossige Lufträume, in denen das Licht vom Dach hinuntergeführt werden kann. Solche Bereiche könnten wintergartenartig gestaltet und als Tagesaufenthaltsplätze genutzt werden.

Die Nutzung der Sonnenergie, die in Bhutan vor allem im Winter im Gegensatz zu Europa nahezu uneingeschränkt zur Verfügung steht, führte zur Differenzierung der Fassadenöffnungen.

Im Osten, Süden und Westen herrschen große Fensteröffnungen vor, im Norden wurden eher kleinere Öffnungen angeordnet. Diese unterschiedliche Fassadengestaltung bestimmt auch den Charakter der Zimmer:
- offen (extrovertiert – sonnig)
- geschlossener (introvertierter - geschlossener - kuscheliger).


Das weit ausladendende Dach bietet sowohl Schutz vor Regen als wegen des hohen Sonnenstandes auch Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung in den Sommer- und Frühjahr/Herbstmonaten. Auf dem Dach erfolgt eine gezielte Sammlung der Regenwässer mit kontrollierter Ableitung derselben anstelle von umlaufenden Regenrinnen. Auch werden am Dach die Solarpaneele aufgestellt, welche zur Warmwassergewinnung benutzt werden. Nach Norden gerichtete Glassheds versorgen den Dachraum mit Licht und leiten über die Hohlräume Licht in das Erdgeschoss und in das 1. Obergeschoß.

Einige spezielle Features sollen den Zimmern zusätzliche Annehmlichkeiten und spezielle räumliche Qualitäten bieten:
Eine Suite auf der Südostseite hat zweigeschossige Bereiche, in denen der Sitzbereich angeordnet ist.
Drei der Zimme im zweiten Obergeschoß haben je einen privaten Aufgang zu einem Teil des offenen Dachraumes, in dem der Gast ein privates Stonebath nutzen kann.
Vom Stonebath und dem zugehörigen Terrassenbereich aus kann man die Landschaft betrachten und sich auch im Sommer, wenn die Regenzeit eingesetzt hat, im regengeschützen Dachbereich aufhalten.


Die meisten Zimmern haben einen Eckblick, von dem mindestens 2 in manchen Zimmern sogar drei Himmelsrichtungen eingesehen werden können. Diese Ausrichtung in mehrere Richtungen soll neben den hervorragenden Ausblicken in die umliegende Landschaft unterschiedliche Tageslichtstimmungen in den Zimmern gewährleisten.

Der angestrebten Verbesserung des Wärmedämmstandards und Minimierung des Energieeinsatzes im Betrieb wird durch die Verwendung von neuen Baumaterialien Rechnung getragen:

Ein gedämmtes zweischaliges Mauerwerk, welches innen die erforderliche Betontragestruktur und aussen geschlichtete Natursteine oder verputzte Lehmziegel vorsieht, wird in solchen Bereichen eingesetzt, wo das Gewicht des doppelschaligen Mauerwerkes in das Fundament direkt eingeleitet werden kann.

Im Bereich der auskragenden Zimmerbereiche auf der Süd-, West- und Ostseite soll ein Holzleichtbausystem zur Anwendung kommen, welches als äußerste Haut eine hinterlüftete Holzschalung oder Fassadenplatten, fallweise auch eine Lehmputzfläche auf einer Trägerplatte vorsieht.

Die Lage am Grundstück wurde so ausgewählt, dass der hervorragende Standort mit dem Blick nach Thimphu und dem Nord-Süd verlaufenden Thimphutal vor allem im Restaurant und auf der dem Restaurant vorgelagerten Terrasse vom Gast uneingeschränkt genossen werden kann.

Das Instititut befindet sich beim ausgewählten Bauplatz nicht in unmittelbarer Sicht- und Hörnähe.

Die öffentliche Zone im Erdgeschoß wurde so gestaltet, dass Restaurant und Lounge-/Barbereich auch von externen Gästen benutzt werden können.
Die Anlieferung erfolgt über die Nordseite, der Haupteingang für die Gäste erfolgt von der Nordostseite..


Renderings: Urs Bette